Zurück Redebeitrag zum internationalen Klimastreik
 
 


Im letzten Jahr gab es große Aufmerksamkeit für die Geschehnisse im Hambacher Forst und Aktionen wie „Ende Gelände“ in den Tagebauregionen. Aktivist*innen haben den Klimaschutz selbst in die Hand genommen und kurzerhand die Bahnstrecke, über die die Kohle zu den Kraftwerken gelangt, blockiert. Warum aber ist es nötig, dass Aktivist*innen selbst aktiv werden müssen und sich massiven Repressionen durch den Staat aussetzen?

Wir wissen schon lange, dass wir endlich mit der Verbrennung von Braunkohle – einem der klimaschädlichsten Energieträger – aufhören müssen, um die menschengemachte Klimakrise noch irgendwie einzudämmen. Und trotzdem empfiehlt die Kohlekommission in Berlin, den Kohleausstieg bis 2038 aufzuschieben. Dass dies deutlich zu spät ist, weiß man auch dort, aber dank des Einflusses der umweltverpestenden industriellen Schwergewichte wird hier der Umweltschutz bereitwillig geopfert.


Aus der Politik hören wir dagegen verharmlosende Töne: Man tue ja was gegen den Klimawandel. Man müsse aber darauf achten, was ökonomisch machbar sei. Wir alle kennen da z.B. die Haltung von Christian Lindner zu unseren Protesten: Seiner Meinung nach, könne man von Kindern und Jugendlichen nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge verstehen würden – das sei eine Sache für Profis. Dabei ist er derjenige, der die Ernsthaftigkeit der Klimakrise nicht begreift oder begreifen möchte. Wissenschaftler*innen – also Profis – haben schon vor Jahrzehnten festgestellt, wie dramatisch die Konsequenzen des Klimawandels sind und sein werden. Wenn Christian Lindner uns abspricht, Positionen zum Klimawandel haben zu können, spricht er gerade den Profis, auf die er sich beruft, die Kompetenz ab und zeigt einmal wieder seine eigene Unfähigkeit. Ähnliche Töne kommen aus der CDU: Natürlich sei der Klimawandel besorgniserregend, doch die Schule dafür zu schwänzen, das gehe zu weit. Aber wie sollen wir ruhig in der Schule sitzen und für eine Zukunft lernen, die von ihnen gerade verspielt wird?

Wir leben in einem System, welches auf ein endloses Wirtschaftswachstum ausgelegt ist. Dummerweise leben wir in einer Welt mit endlichen Ressourcen, die diese Art zu wirtschaften nicht mehr lange verkraftet. Wer davor die Augen verschließt und sich weigert jetzt zu handeln, wird früher oder später von der Realität eingeholt werden.

Schon heute ist Wachstum nur noch dadurch möglich, dass Reichtum auf der Welt und in unserer Gesellschaft ungleich verteilt ist. Unser Lebensstandard wäre nicht möglich, wenn alle Menschen auf der Erde ihn teilen würden. Deshalb haben viele für sich Maßnahmen getroffen, um der Ausbeutung von Mensch und Natur entgegen zu wirken, indem sie etwa vegetarisch oder vegan leben, im Biomarkt einkaufen, oder nicht mehr mit dem Flugzeug, sondern mit dem Zug auf Reisen gehen. So löblich dieses Verhalten auch ist, so oft verkauft uns der Kapitalismus die Lösung der Klimakrise in Form von Lifestyle-Änderungen, die am grundlegenden System, in dem wir leben nichts ändern werden. Freiwilliges Handeln einzelner wird nicht den entscheidenden Unterschied im Kampf gegen die Klimakrise machen. Teil des kapitalistischen Systems ist auch eine krasse Ungleichheit der Lebensrealitäten: Viele können es sich nicht leisten, Bioprodukte zu kaufen. Andere sind nicht bereit, auf Fleisch und den schnellen Business-Flug von Köln nach Berlin zu verzichten. Selbst wenn deutlich mehr Menschen sich für ein umweltbewussteres Leben entscheiden, kann das nicht reichen. Wir müssen als Gesellschaft grundlegend darüber sprechen, wer unserem Planeten was zumuten kann und auf welchen ökonomischen Verhältnissen dies basiert.

Wir dürfen deshalb nicht zulassen, dass die Verantwortung die Klimakriese zu stoppen, auf die Konsument*innen abgewälzt wird. Es ist die Art und Weise der Produktion, die sich verändern muss. Die Produktion wird sich allerdings solange nicht ändern, wie sie von kapitalistischen Interessen geleitet wird. Solange es für Konzerne profitabel ist, umweltschädlich zu produzieren, müssen und werden sie genau das tun. Der Kapitalismus und der Klimawandel sind unmittelbar verknüpft. Es ist der Kapitalismus, der uns die Klimakrise gebracht hat und der weiter verhindert, dass wir sie eindämmen.

Um die Klimakrise stoppen zu können brauchen wir eine Abschaltung der Kohlekraftwerke in Bremen und überall – und das nicht bis 2038, sondern jetzt! Wir brauchen endlich eine Gesellschaftsordnung, die das Wohl des Planeten und des Menschen über das Wohl der Konzerne stellt! Solange wir kapitalistische Interessen unser Handeln lenken lassen, kann der Klimawandel nicht gestoppt werden.

Deshalb heißt gegen den Klimawandel kämpfen, gegen den Kapitalismus zu kämpfen! Lasst uns dieses System überwinden, und gemeinsam die Welt retten!